Künstlerinportrait des Monats
Februar 2025
Klara flickenreich
Textilkünstlerin
Ein Interview mit der Patchworkerin Klara flickenreich
Frage: Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor. Wer bist du und was machst du als Künstlerin?
KF: Ich bin Klara flickenreich (Jahrgang 1987), komme aus Kilianshof am Fuße des Kreuzbergs und schneide hochwertige Designer-Baumwollstoffe auseinander, um sie dann in eigenen Kompositionen wieder zusammen zu nähen. Patchwork und Quilten ist mein Spezialgebiet im Bereich der Textilkunst.
Frage: Wann und wie hast du begonnen, dich künstlerisch zu betätigen?
KF: Als Jugendliche habe ich alle erdenklichen Handarbeitstechniken mithilfe von Büchern und Zeitschriften ausprobiert und mir autodidaktisch angeeignet. Mit meinen Händen etwas zu erschaffen, zieht sich seitdem durch mein Leben. 2015 habe ich mich als freischaffende Künstlerin im Vollberuf selbständig gemacht und trage seitdem meinen Künstlernamen flickenreich.
Frage: Gab es einen bestimmten Moment oder Einfluss, der dich dazu inspiriert hat?
KF: Dass es unter den vielen Techniken Patchwork wurde, lag sicher an meiner ersten Ausstellung 2008 – damals zusammen mit meiner Mutter, im Rahmen von „Stich für Stich“ im Fronhof Bad Neustadt. Dort erhielt ich viel positives Feedback und durch Verkäufe auch Geld für neue Stoffe.
So habe ich während meines geisteswissenschaftlichen Studiums nebenbei weiter genäht und aus der einen Ausstellung wurden mit der Zeit bis zu 15 Ausstellungen oder Kunsthandwerkermärkte pro Jahr. Während meines Auslandaufenthalts 2014 beschloss ich dann, nicht in meinen Beruf als Jugendbildungsreferentin zurückzukehren, sondern mich ganz meinem Hobby und der Kunst zu widmen.
Frage: Was sind deine bevorzugten Medien oder Techniken, mit denen du arbeitest?
KF: Glatt gewebte, monochrom bedruckte Baumwolle verarbeite ich aktuell am liebsten – fast ausschließlich mit einer einfachen Haushalts-Nähmaschine. Dabei greife ich sehr häufig auf die traditionellen Patchwork-Muster und Techniken zurück. Unter meinen Arbeiten finden sich aber auch frei geschnittene Quilts und Applikationen. Mit dem freihand-geführten Quilten erhalten viele Quilts meine individuelle Handschrift.
Frage: Welche Themen oder Motive inspirieren dich in deiner Kunst?
KF: Häufig ist es eine Farbe oder Farbkombination, die Ausgangspunkt meiner Arbeit ist. Themen und Motive kommen dann erst danach. Umgekehrt sind es aktuell fast ausschließlich Themen aus Ausschreibungen für Wettbewerbe oder meine eigenen Kurse.
Frage: Kannst du uns etwas über deine kreativen Prozesse erzählen? Wie gehst du vor, wenn du ein neues Kunstwerk schaffst?
KF: Am Anfang entsteht ein Bild im Kopf – es hat noch nicht unbedingt konkrete Formen oder Farben. Ich lege die Proportionen fest und komme zur Stoffwahl. Häufig ergibt sich aus letzterer dann das Design oder die Technik, mit der ich sie verarbeite. Dann kommt ein sehr technischer Teil, der viel Planung (häufig Rechnen oder Schablonen in der gewünschten Größe herstellen) beinhaltet.
Zuschnitt und Umsetzung an der Nähmaschine sind dann in der Regel „nur noch“ Fleißarbeit. Spannend wird es, wenn das sogenannte „Top“ – also die Schauseite eines Quilts – fertig ist, denn dann folgt der Schritt des Quiltens (Steppen durch die drei Lagen Top – Einlage – Rückseitenstoff). Mit den Quiltlinien entsteht eine weitere Designebene, die die Ausdruckskraft der textilen Fläche enorm beeinflusst. Manchmal denke ich das Quilting von Anfang an mit, manchmal braucht es Jahre, bis eine passende Struktur gefunden ist und ich mir die Fertigkeit angeeignet habe, es auch umzusetzen.
Frage: Gibt es andere Künstler oder Kunstbewegungen, die einen Einfluss auf deine Arbeit haben?
KF: Habe ich mich in den ersten Jahren bewusst von äußeren Einflüssen abgeschottet, so bin ich seit einiger Zeit sehr offen für Inspiration von außen. Es gibt einige namhafte Patchworkerinnen, von denen ich mir schon viel abgeschaut habe. Nachdem ich Patchwork viel unterrichte, nehmen natürlich auch die Interessen meiner Kunden Einfluss auf meine Arbeit.
Frage: Wie würdest du deinen künstlerischen Stil beschreiben?
KF: Farbenfroh – perfektionistisch – harmonisch – schön
Frage: Welche Bedeutung hat Kunst in deinem Leben?
KF: Ich bin ein schöpferisches Wesen und liebe es, Dinge mit meinem Geist und mit meinen Händen zu erschaffen. Insofern ist Kunst in meinem Leben allgegenwärtig und Ausdruck meiner Persönlichkeit.
Frage: Hast du besondere Ziele oder Projekte, an denen du derzeit arbeitest oder auf die du hinarbeitest?
KF: Fast als ein Selbstläufer hat sich mein Kunstprojekt „scrappy charmquilts“ entwickelt: Jedes Jahr stelle ich einen monochromen Quilt aus 2 cm großen Quadraten her, in dem jeder Stoff nur genau einmal vorkommt. Meine Vision ist es, in ein paar Jahren eine ganze Galerie mit diesen einzigartigen, monochromen Kompositionen zu füllen.
Im November 2024 habe ich eine zweijährige Ausbildung zur Quiltjurorin begonnen. Das ist eine besondere Chance, noch tiefer in die Textilkunst einzutauchen und als junge Frau Fertigkeiten zu erlernen, die durch den demografischen Wandel möglicherweise bald nicht mehr weit verbreitet sein werden.
Frage: Was möchtest du mit deiner Kunst beim Betrachter erreichen oder vermitteln?
KF: Meine Werke mögen inspirieren, schöne Gefühle aufkommen lassen und ermutigen, selbst kreativ tätig zu werden!
Frage: Hast du einen bestimmten Lieblingsmoment oder Erfolg in deiner künstlerischen Karriere, den du gerne teilen möchtest?
KF: Alles baut aufeinander auf. Es sind viele kleine Meilensteine, die sich rückblickend aneinander reihen: 3.000 Follower auf Instagram und somit eine große Sichtbarkeit und Reichweite über den deutschsprachigen Raum hinaus, meine erste Publikation in einer Patchwork Zeitschrift, meine erste Ausstellung auf der internationalen Fachmesse Nadelwelt, meine erste Auszeichnung bei einem jurierten Wettbewerb…
Frage: Wie gehst du mit künstlerischer Blockade oder Rückschlägen um?
KF: Ich lass meine Arbeiten liegen, fahre ein paar Tage weg, mache Yoga und verbinde mich wieder mit meiner inneren Energie. Oft kehrt so die Lust auf kreatives Schaffen sehr schnell zurück.
Frage: Gibt es etwas, das du jungen aufstrebenden Künstlern raten würdest?
KF: Steh zu deinen Arbeiten! Sie haben den Wert, den du ihnen gibst. Also wähle Orte und Form der Präsentation mit Bedacht. Und schau dir an, wie reiche Menschen handeln und denken. Schaffe ein Gleichgewicht aus Chaos/Intuition und Planung/Business!
Frage: Wie siehst du die Rolle von Kunst in der Gesellschaft heute?
KF: Solange man Kunst nur betrachtet – sie stehen lässt, wie sie ist- hat sie aus meiner Sicht wenig Bedeutung in unserer Konsum-Gesellschaft. Hingegen selbst künstlerisch tätig zu sein, ist das Bedeutsamste, was wir Menschen in die Welt bringen können!
Frage: Gibt es etwas, das du unseren Lesern gerne über dich mitteilen möchtest, das sie vielleicht noch nicht wissen?
KF: Bei mir kann man nicht nur fertige Arbeiten kaufen, sondern auch in Kursen die verschiedenen Patchwork- und Quilt-Techniken erlernen. Dazu verkaufe ich in meinem Atelier in 97657 Kilianshof über 6.000 verschiedene, hochwertige Patchwork-Stoffe. Alles, was ich mir mit den Jahren angeeignet habe, teile ich und berate auch sehr gerne bei angefangenen Patchwork-Projekten.
Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten.
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