Künstlerportrait des Monats
Juli 2025
Friedhard Meyer
Maler
Friedhard Meyer
Friedhard Meyer mit Wang Li vor einem Bild von Friedhard Meyer, Galeriefestival 2010 in Peking
Ein Interview mit dem Maler Friedhard Meyer
Frage: Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor. Wer bist du und was machst du als Künstlerin?
FM: Ich bin Friedhard Meyer, 85 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Ich bin Maler und male vornehmlich mit Acrylfarben.
Frage: Wann und wie hast du begonnen, dich künstlerisch zu betätigen?
FM: Ich habe mit 14 Jahren, d.h. 1954 mein 1. Bild in Öl gemalt.
Frage: Gab es einen bestimmten Moment oder Einfluss, der dich dazu inspiriert hat?
FM: hatte 1954 am Gymnasium einen Kunsterzieher, der versucht hat Talente zu fördern. Meine im Unterricht gemalten Bilder wurden häufig mit Epidiaskop an die Wand projiziert und vor der ganzen Klasse besprochen. Ich wurde mehrfach zu Schulausstellungen eingeladen. Das war Balsam für mein kaum vorhandenes Selbstbewußtsein und eine wichtige Motivation für meinen weiteren Weg zur Malerei. Auch meine 2 Jahre ältere Schwester hat mich durch das Geschenk eines Ölmalkastens zur Malerei angetrieben.
Frage: Was sind deine bevorzugten Medien oder Techniken, mit denen du arbeitest?
FM: Ich habe bis 1992 ausschließlich Aquarelle gemalt und bin dann auf Acrylfarben umgestiegen. Im Laufe der Zeit habe ich viele Acryltechniken erprobt oder selbst entwickelt, z.B. Rakel-technik, Nadeltechnik, Fluidtechnik, Neuer Pointillismus.
Frage: Welche Themen oder Motive inspirieren dich in deiner Kunst?
FM: Landschaft, Architektur, Menschen, Gottheiten, abstrakte Strukturen.
Frage: Kannst du uns etwas über deine kreativen Prozesse erzählen? Wie gehst du vor, wenn du ein neues Kunstwerk schaffst?
FM: Wenn ich gegenständlich male, gehe ich meist nach einem Plan (Zeichnung, Skizze) vor. Bei abstrakten Bildern lege ich zuerst die Farben fest, habe keinen festen Plan. Vielmehr stehen bei mir Bildidee und Bildgestaltung in gegenseitiger Abhängigkeit, d.h. während des Arbeitsprozesses können neue Bildideen entstehen, die dann durch geeignete Farb- und Formwahl im weiteren Arbeitsverlauf realisiert werden . Die Entstehung eines Bildes vollzieht sich sozusagen in einer stufenweise fortschreitenden Wechselwirkung zwischen Bildgestaltung und Bildidee. Ich experimentiere gerne, suche das Überraschungsmoment, sodass es oft zu unerwarteten Wendungen während des Prozesses kommt.
Frage: Gibt es andere Künstler oder Kunstbewegungen, die einen Einfluss auf deine Arbeit haben?
FM: In der Rakeltechnik war Gerhard Richter mein Vorbild. Von ihm habe ich nach ausgiebigem Studium seiner Werke viel gelernt. Für die Entwicklung meiner jüngsten Technik „Neuer Pointillismus“ waren die beiden klassischen Pointillisten Paul Signac und Georges Seurat maßgebend.
Frage: Wie würdest du deinen künstlerischen Stil beschreiben?
FM: „Experimenteller Expressionismus“
Frage: Welche Bedeutung hat Kunst in deinem Leben?
FM: Meine Bilder habe zu tun mit den Versagensängsten und traumatischen Erlebnissen der frühen Kindheit während der Bombennächte in Nürnberg. Sie haben zu tun mit dem mühsamen und langsamen Weg aus meiner endlosen Sprachlosigkeit. Immerhin hat mir die Kunst, d.h. meine Malerei, das Geschenk gemacht, das den Dialog ermöglichte, den Dialog mit Menschen und der Welt, mit Natur und Kultur. Sie ist mein Lebenselixier.
Frage: Hast du besondere Ziele oder Projekte, an denen du derzeit arbeitest oder auf die du hinarbeitest?
FM: Ich arbeite gerade an der Perfektionierung meiner neuen Technik „Neuer Pointillismus“. Dabei geht es in erster Linie um eine Verfeinerung der Übergänge von Dunkel nach Hell, von einer Farbe zur anderen.
Frage: Was möchtest du mit deiner Kunst beim Betrachter erreichen oder vermitteln?
FM: Die Herstellung der Bilder im „Neuen Pointillismus“ erfordert hohen Zeitaufwand. Dieser höchst meditative Prozess steht in krassem Gegensatz zum schnelllebigen, digitalen Zeitalter und lädt den Betrachter ein, die langsame, bewusste Schaffung von Schönheit zu würdigen. Die Erfahrung als Betrachter, vor einem dieser Bilder zu stehen, sollte eine Reise in die Stille sein, ein seltenes Gut in der heutigen Kunstwelt, in der Schockwirkung oft über Substanz gestellt wird.
Frage: Hast du einen bestimmten Lieblingsmoment oder Erfolg in deiner künstlerischen Karriere, den du gerne teilen möchtest?
FM: Ein Highlight in meiner künstlerischen Karriere war 2010 mein Besuch des Galeriefestivals in Peking, auf dem ich im Rahmen der LDX-Galerie mit einigen Bildern vertreten war. Bei diesem Ereignis hatten 70 internationale Galerien an einem Tag gleichzeitig eröffnet. Mein Lieblingsmoment war dabei das Zusammentreffen mit Chinas oberstem Kurator Wang Li, den das beigefügte Foto zusammen mit mir vor einem meiner Bilder zeigt.
Frage: Wie gehst du mit künstlerischer Blockade oder Rückschlägen um?
FM: Bei Rückschlägen oder künstlerischer Blockade setzt bei mir der „erst recht“- Effekt ein. Ich kämpfe dann mit hoher Intensität umso verbissener um ein Erfolgserlebnis, bis ich dieses
erreicht oder in Sichtweite habe. Ich habe noch nie ein „misslungenes“ Bild völlig aufgegeben, sondern es immer wieder aufgegriffen, bis ich zufrieden war.
Frage: Gibt es etwas, das du jungen aufstrebenden Künstlern raten würdest?
FM: Wer von Kunst alleine leben will, ist verloren und ständig unter Überlebensdruck. Man sollte sich von vornherein ein zweites Standbein schaffen. Vorsicht bei den vielen Internetangeboten: Die meisten Galerien und Plattformen sind auf Abzocke aus und bieten dem Künstler nichts, schon gar nicht Kontakte zu Käufern, Sammlern und Kuratoren.
Frage: Wie siehst du die Rolle von Kunst in der Gesellschaft heute?
FM: Kunst vermittelt der Gesellschaft kulturelle Werte und veredelt oder vermehrt somit die Kultur einer Gesellschaft. Das ist auch heute noch so. Allerdings wird es angesichts der ständig steigenden Preise und Energiekosten immer schwieriger, die Kunst unters Volk zu bringen.
Frage: Gibt es etwas, das du unseren Lesern gerne über dich mitteilen möchtest, das sie vielleicht noch nicht wissen?
FM: Meine Hauptarbeitszeit liegt nachts zwischen 1 und 4 Uhr.
Ich habe 1960 die Lokführerprüfung für E-Lok und Diesellok bei der Bundesbahndirektion Nürnberg gemacht.
UND: Mit Gewalt sind Bilder nicht zu haben. Sie ereignen sich, sind Geschenke einer glücklichen Stunde, für die gerade das Fehlen einer jeden Mühe und Intension bestimmend ist. Ein Bild zu malen mit nichts als der Absicht, ein Bild zu malen, das ist’s!
Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten.
Kontakt www.gallery-friedhard.de * friedhard.meyer@gmx.de * Tel. 09771 7891 * Mobil 0152 33598566 * Facebook * Instagram