Künstlerportrait des Monats
November 2024
Michael Moesslang
Maler
Ein Interview mit dem Maler Michael Moesslang
Frage: Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor. Wer bist du und was machst du als Künstlerin?
MM: Ich bin Michael Moesslang und Maler. Als Oberbayer stamme aus meiner oberbayerischen Heimat Oberbayern, genauer vom Chiemsee. Über 30 Jahre habe ich in und um München gelebt und bevor es mich ins Grabfeld verschlagen hat, lebte ich 9 Jahre mitten im wunderschönen Kulturerbe Altstadt Regensburg direkt am Schlosspark.
Frage: Wann und wie hast du begonnen, dich künstlerisch zu betätigen?
MM: Dummerweise reicht da meine Erinnerung nicht weit genug zurück. Ich weiß noch, dass ich zum 9. Geburtstag Ölfarben bekam. So einen kleinen Holzkasten von Schmincke. Da muss ich aber schon länger gezeichnet haben. Sicher war auch entscheidend, dass meine Großmutter mich als Kind schon in Kunstausstellungen mitgenommen hat. Meine Eltern waren jedenfalls kein Einfluss.
Frage: Gab es einen bestimmten Moment oder Einfluss, der dich dazu inspiriert hat?
MM: Ich denke, dass das bei der Zeugung schon passiert sein muss, dass ich gar nicht anders kann. Ich bin ein sehr visueller und Ästhetik liebender Mensch und komme nicht drumherum, zu malen – oder zu zeichnen.
Frage: Was sind deine bevorzugten Medien oder Techniken, mit denen du arbeitest?
MM: Ölfarben. Wobei mich auch sehr interessiert, was die Historie und die Chemie dahinter ist. Wie haben es die alten Meister gemacht? Wo kommt das Pigment her? Wie reagieren Malmittel oder andere Zusatzstoffe beim Malen, auch in Sachen Optik und Langlebigkeit? Welcher Malgrund hat welchen Einfluss? Ich mache schon mal die Farben selbst, baue meine Leinwände und grundiere sie wenn möglich auch mit Hautleim und Ölgrund. Also wie die Alten. Handgemachte Leinwände biete ich übrigens Künstlern auch zum Kauf an.
Frage: Welche Themen oder Motive inspirieren dich in deiner Kunst?
MM: Das Kernthema meiner Kunst ist die Frage, warum der Mensch tickt, wie er tickt: Warum tun wir Dinge? Warum tun wir sie oft auch anders, als es vielleicht logisch oder sinnvoll wäre? Selbst dann, wenn es zu unserem eigenen oder dem Nachteil anderer ist. Ausschlaggebend war das Zitat von Artur Schopenhauer „Der Mensch kann machen was er will, aber nicht wollen, was er will.“ Er hat dadurch als erster, streitbarer Philosoph den freien Willen des Menschen infrage gestellt. So sind wir doch, oder?
Frage: Kannst du uns etwas über deine kreativen Prozesse erzählen? Wie gehst du vor, wenn du ein neues Kunstwerk schaffst?
MM: Ich habe kein einheitliches Vorgehen. Manchmal habe ich ein Thema (in Form eines Titels) im Kopf, manchmal ein Bild in fast all seinen Details und manchmal inspiriert mich ein Foto zu einem Bild. Der nächste Schritt ist dann meistens, dass ich in Procreate auf dem iPad eine Skizze ausarbeite. Da kann ich Varianten ausprobieren und praktischer Weise Pinselstriche und Arbeitsschritte rückgängig machen. Das geht auf der Leinwand nicht so einfach. Und dann male ich das Motiv in einer Mischung aus Alla Prima und Schichten.
Ich würde gerne öfters mit Modellen arbeiten, aber das ist zeitlich, organisatorisch und finanziell Utopie. Immerhin gibt es an der VHS Porträt-zeichnen vom lebenden Modell, fehlt noch Aktzeichnen! Habe ich z.B. in Regensburg gemacht. Ohne Anatomie-Kenntnis keine gute Kunst. Sie ist essentiell!
Frage: Gibt es andere Künstler oder Kunstbewegungen, die einen Einfluss auf deine Arbeit haben?
MM: Ich sag mal so: Ich schaue mich unheimlich viel im Internet um, folge auf Instagram nur Künstlern, gehe in jede Galerie, wenn ich in einer Stadt bin und habe ungefähr 10 Regalmeter Kunstbildbände, die ich immer wieder rausziehe. Und da gibt es alles von der Spätrenaissance über Skulpturen, Impressionisten und Arte Povera bis zu Zeitgenossen. Doch wenn ich mich auf drei Künstler festlegen müsste, dann sind das Frans Hals, Rembrandt und Anselm Kiefer. Und die mindestens hundert anderen, die ich geil finde.
Frage: Wie würdest du deinen künstlerischen Stil beschreiben?
MM: Realistische Ölbilder von Menschen. Mit dem ständigen Antrieb einen freieren Pinselstrich zu erlangen. Sorolla, Zorn und Sargent sind die Vorbilder. Nicht einfach, wenn man sich in jungen Jahren die höchste Präzision in Photorealismus erarbeitet hat.
Frage: Welche Bedeutung hat Kunst in deinem Leben?
MM: Gibt es Wichtigeres?
Frage: Hast du besondere Ziele oder Projekte, an denen du derzeit arbeitest oder auf die du hinarbeitest?
MM: Ich arbeite immer an mehren Bildern und auch an mehreren Serien. Und habe schon Skizzen für die nächsten paar Dutzend Bilder. Es gibt gerade auch zwei größere Installationen, die ich umsetzen möchte. Da komme ich allerdings nicht so voran, wie ich mir das vorstelle.
Frage: Was möchtest du mit deiner Kunst beim Betrachter erreichen oder vermitteln?
MM: Emotionen. Sich in die Seele und Emotion der Dargestellten einfühlen. Sich die richtigen Fragen stellen. Der sprichwörtliche vorgehaltene Spiegel …
Frage: Hast du einen bestimmten Lieblingsmoment oder Erfolg in deiner künstlerischen Karriere, den du gerne teilen möchtest?
MM: Da die Vergangenheit für mich immer aus dem Blick ist, kann das nur eine meiner nächsten Vernissagen sein. Oder eben für mich der Moment, wenn ein Werk genau so wird, wie ich es mir in Vorstellung und Skizze gewünscht hatte – oder besser.
Frage: Wie gehst du mit künstlerischer Blockade oder Rückschlägen um?
MM: Blockade kenne ich nicht. Ich versuche von meinem vollen Alltag mindestens 20 Stunden die Woche für die Malerei zu reservieren. Der innere Antrieb dagegen wünscht sich weit mehr. Der scharrt täglich mit den Hufen.
Rückschläge mag ich gar nicht. Ich bin ein schlechter Verlierer. Ein Rückschlag ist es, wenn mich eine Jury ablehnt während jedoch schlechte oder gar fragwürdige Kunst genommen wird. Leider sind Jurys auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Frage: Gibt es etwas, das du jungen aufstrebenden Künstlern raten würdest?
MM: Handwerkliche Qualität ist immer die wichtige Basis. Erst danach sollte man sich die Freiheiten nehmen, anders zu arbeiten. Nicht jeder Blödsinn ist Kunst!
Einen eigenen Stil suchen und nicht nachmachen, was es schon gab.
An Marketing und Verkauf denken (!) und sich trotzdem nicht „verkaufen“. Seinen Wert kennen. Künstlerisch und finanziell.
Frage: Wie siehst du die Rolle von Kunst in der Gesellschaft heute?
MM: Verschwindend. Leider. Ein Großteil der Deutschen interessiert sich überhaupt nicht mehr für Kunst. Liegt meiner Meinung nach auch daran, was in den letzten Jahrzehnten buchstäblich alles als angebliche Kunst bezeichnet wurde. Das verstehen die Menschen nicht und entfernen sich deshalb zunehmend komplett von Kunst. Wer hat noch Kunst zuhause, es sei denn geerbt oder selbst gemacht? Wie viele gehen überhaupt noch in Ausstellungen, Galerien oder Museen? Und wenn, dann zu van Gogh, Monet oder anderen, die schon hundert Jahre tot sind. Denn die verstehen sie noch.
Frage: Gibt es etwas, das du unseren Lesern gerne über dich mitteilen möchtest, das sie vielleicht noch nicht wissen?
MM: Mein Wunsch wäre eine Künstlergruppe zu gründen mit 3–8 guten Künstlern, die sich gegenseitig befruchten, antreiben und auch kritisieren. Die sich auch die Zeit füreinander nehmen.
Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten.
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