Künstlerinportrait des Monats

Oktober 2024

Inga Okan

Multitalent

Inga Okan

Ein Interview mit dem Multitalent Inga Okan

Frage: Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor. Wer bist du und was machst du als Künstlerin?

IO: Ich, Inga Okan, bin 76 Jahre alt, lebe allein, habe eine Tochter, zwei erwachsene Enkel und eine Urenkelin, die leider alle weit entfernt wohnen. In meinem künstlerischen Schaffen bin ich sehr vielseitig (Zeichnung, Malerei, Holzarbeiten u.a.m., daneben Schreiben – Gedichte, Kurztexte, Erzählungen).

Frage: Wann und wie hast du begonnen, dich künstlerisch zu betätigen?

IO: Es liegt sozusagen in der Familie: Meine Mutter war eine begabte Hobbymalerin und Kunsthandwerkerin, mein Vater Bauingenieur und Architekt. Ich habe schon als Kind gerne und viel gemalt, gezeichnet, gewerkelt und mir Gedichte und Geschichten ausgedacht und in der Familie vorgetragen.

Frage: Gab es einen bestimmten Moment oder Einfluss, der dich dazu inspiriert hat?

IO: Das kann ich nicht sagen – es gehörte einfach zu mir.

Frage: Was sind deine bevorzugten Medien oder Techniken, mit denen du arbeitest?

IO: Meine Lieblingstechnik ist die Zeichnung, meist Bleistift, oft mit Farbstift kombiniert. Gerne arbeite ich aber auch mal mit Aquarell- oder Acrylfarben, mache Collagen aus verschiedenen Materialien, habe mich mit Radierung,  Tuschestift-Zeichnung sowie mit Seidenmalerei beschäftigt, arbeite mit Holz (kleinere Objekte und Skulpturen) und fertige kunsthandwerkliche Dinge aus Naturmaterialien.
Daneben schreibe ich Gedichte, Kurztexte und Erzählungen.

Frage: Welche Themen oder Motive inspirieren dich in deiner Kunst?

IO: Im Mittelpunkt meiner Arbeiten stehen die Natur und die menschliche Gesellschaft.
Meine Werke erzählen von der Schönheit und Großartigkeit der Natur und von uns Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, können aber auch verstören und laden ein zu kritischem Nachdenken über unseren Umgang mit dieser wunderbaren Welt und miteinander.
Dabei schwingt in ihnen gleichwohl auch immer die Hoffnung mit und die Liebe zur Natur, zu den Menschen, zum Leben.

Frage: Kannst du uns etwas über deine kreativen Prozesse erzählen? Wie gehst du vor, wenn du ein neues Kunstwerk schaffst?

IO: Meine Vorgehensweisen sind vielfältig. Mal liegt eine Idee zugrunde, die ich darstellen will, oder ein Ereignis, das mich berührt, mir zu denken gibt. Mal wieder fange ich einfach etwas an und lasse es sich entwickeln.
Oft ist es auch irgendein Eindruck, eine kleine Wahrnehmung; eine Form, eine Struktur, ein Farbklang oder etwas Gehörtes, Gelesenes, oder ein Ereignis, das mich berührt, mir zu denken gibt, was dann in mir zu einer Geschichte, einem Bild oder einem Objekt wird.

Frage: Gibt es andere Künstler oder Kunstbewegungen, die einen Einfluss auf deine Arbeit haben?

IO: Von Künstlern und Kunstwerken lasse ich mich immer wieder inspirieren, kaum aber beeinflussen. Was andere Künstler schon ausgedruckt haben, muss ich nicht nochmal ausdrücken.

Frage: Wie würdest du deinen künstlerischen Stil beschreiben?

IO: Auch die verschiedenen Kunststile haben mich oft inspiriert und auf – oft ganz andere – Gedanken gebracht. Gewiss haben sie mich manchmal auch – unbewusst – beeinflusst. Ich habe mich aber nie an bestimmte Kunststile angelehnt oder mich davon leiten lassen. Meine vielfältige künstlerische Arbeit kann ich keinem bestimmten Stil zuordnen.

Frage: Welche Bedeutung hat Kunst in deinem Leben?

IO: Kunst und kreatives Schaffen sind für mich untrennbar mit meinem Selbst verbunden. Künstlerisch arbeiten – das bin ich, das ist zum großen Teil mein Leben.

Frage: Hast du besondere Ziele oder Projekte, an denen du derzeit arbeitest oder auf die du hinarbeitest?

IO: Ich habe einige Entwürfe und angefangene Arbeiten, dazu noch eine Reihe Ideen – das alles muss erstmal verwirklicht werden. Zudem habe ich vom 28.09.2024 bis 20.10.2024 eine Ausstellung im Kunstverein, für die auch noch viel vorzubereiten ist.

Frage: Was möchtest du mit deiner Kunst beim Betrachter erreichen oder vermitteln?

IO: Es macht mich zufrieden, wenn meine Kunst Menschen zum Nachdenken über „Gott und die Welt“ und über sich selbst, zu Fühlen und Mitfühlen anregt. Oder, wenn Menschen sagen, dass ich mit meiner Kunst etwas ausdrücke, was ihnen selbst am Herzen liegt, vielleicht auch, was ihnen auf die Seele drückt; wenn es ihnen wohltut, dass ich es „für sie“ zum Ausdruck gebracht habe. Wenn Menschen durch meine Kunst auf neue Gedanken kommen oder überkommene Sichtweisen hinterfragen.
Aber auch, wenn sie etwas darin entdecken, was ich selbst noch nicht so gesehen habe und mich damit zu weiter- oder tiefergehenden Gedanken anregen. 
Und natürlich, wenn sie sich einfach inspiriert fühlen; wenn sie äußern, dass die Begegnung mit meinen Kunstwerken für sie ein erfüllendes Erlebnis war.

Frage: Hast du einen bestimmten Lieblingsmoment oder Erfolg in deiner künstlerischen Karriere, den du gerne teilen möchtest?

IO: Die schönsten Momente sind für mich, wenn sich durch meine Kunst Gespräche entwickeln, die für Betrachter und mich ein „ideeller Gewinn“ sind; und wenn meine Werke Menschen sowohl nachdenklich machen als auch erfüllen und beglücken.

Frage: Wie gehst du mit künstlerischer Blockade oder Rückschlägen um?

IO: Ich habe „Aufnahme-Phasen, in denen ich Eindrücke aufsauge wie ein Schwamm das Wasser, aber nichts produzieren kann. Und dann wieder Phasen, wo ich nur „produziere“, mir aber Eindrücke von außen zu viel werden.
Aber es gibt auch Zeiten, in denen gar nichts mehr geht und ich wie in einem Loch feststecke. Da ich dann oft auch andere Dinge nicht mehr schaffe und um mich ein Chaos wächst, besteht mein „Befreiungsschlag“ meist im „großen Aufräumen“ – dann kann ich wieder „durchatmen“, und dann kommen auch Ideen wieder aus dem Dunkel hervor und meine Kraft wächst wieder.

Frage: Gibt es etwas, das du jungen aufstrebenden Künstlern raten würdest?

IO: Bewahrt euch die Freiheit, unabhängig von Zeitgeschmack, Trends und Strömungen auf dem „Kunstmarkt“ künstlerisch zu arbeiten; wagt immer wieder das Außergewöhnliche. Lernt von Kritik, aber lasst euch nicht entmutigen, wenn euch (oft ja auch zu Unrecht) zeitweilig Anerkennung versagt bleibt.

Frage: Wie siehst du die Rolle von Kunst in der Gesellschaft heute?

IO: Kunst ist ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor. Kunst kann Verbindungen schaffen, Brücken bauen, Gemeinschaft stiften, Verständigung herstellen. Kunst kann Mut machen auch unter entmutigenden Verhältnissen, kann Kritikwürdiges entlarven und kritisieren; kann zum Nachdenken und Umdenken anregen; kann Kraft geben und Hoffnung vermitteln.
Wir Künstler(innen) leben und arbeiten inmitten der Gesellschaft und haben gesellschaftliche Verantwortung. Für mich als Künstlerin ist es wichtig, mich auch mit meinem künstlerischen Schaffen einzusetzen gegen Ungerechtigkeit und Zerstörungswahn – für Menschenachtung und Achtung der Natur – für das Leben.

Frage: Gibt es etwas, das du unseren Lesern gerne über dich mitteilen möchtest, das sie vielleicht noch nicht wissen?

IO: Muss nicht sein. Wenn ich drum gefragt werde, erzähle ich aber auch gern von mir und meinen Lebenserfahrungen (und komme dabei, wie auch bei anderen Themen, oft „vom Hundertsten ins Tausendste…)

Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um unsere Fragen zu beantworten.

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